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Anja Zörner
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Erst Tinder, dann Herzschmerz?

Es ist gefühlt das größte Flirtportal in Deutschland. Wer sucht, findet dort eine riesige, schier unerschöpfliche Auswahl flirtwilliger Kontakte. Über das Hin und Herwischen von links nach rechts verteilen wir quasi Herzchen. Fanden sich darüber zwei Menschen auf den ersten Blick/ Klick sympathisch, kommt es zu einem „Match“, ein gemeinsames Chatfenster öffnet sich.

So also kann man(n) dem Gegenüber schreiben, was jedoch Mann – meiner Erfahrung nach – eher selten tut und wenn, dann der Frau überlässt, die Spannung prickelnd zu halten. Irgendwann hatte ich einen Haufen Matches, doch fühlte mich gefrustet, denn war weit davon entfernt, mir meine Finger wund zu schreiben, will ich doch als Frau von einem Gentleman im wahrsten Sinne des Wortes angesprochen und umworben werden. Ein „Like“ ist manchmal eben nicht genug. Noch frustrierender erging es meinem best buddy Ernst, einem Herzensmensch sondergleichen, der sich bei Tinder anmeldete, mit dem Wischen beschäftigte, doch kein einziges Match verzeichnete. Andere Nutzer gibt es, tasten sich nicht nur durch diese Tinderwelt, testen sich regelrecht durch. Wie kann man die eigene Sichtbarkeit erhöhen und die Wahrscheinlichkeit maximieren, bloß niemanden auf der Jagd nach Abenteuern zu übersehen? Was bei mir höchstens unfreiwillig vorkommt, praktizieren manche bewusst regelmäßig, löschen deren Profil, um sich frisch anzumelden und das Spiel beginnt von vorne.

Online Dating, ein Spiel, um das private Glück zu finden

Lässt sich eine Flirtapp wie Tinder mit Glücksspiel vergleichen? Meinen Traummann über Tinder zu finden, einen, der wirklich auf Bindung steht, das erscheint jedenfalls mir so selten wie ein Lottogewinn. Die aktuelle Marketingaktion namens „Swipe Night“ von Tinder als interaktive Fortsetzungsgeschichte verhilft anschließend präsentierte Profile hinsichtlich übereinstimmender Frage-Antwort-Ergebnisse zu prüfen. „Why not?“, dachte ich mir. Tatsächlich fand ich diese Swipe Night so spannend inszeniert, dass ich – durch die moderne technische Umsetzung spontan verführt – dieser App eine Chance gab. „Wer noch hatte den Welpen gerettet?“ (Thema in Teil 1 von 3) interessierte mich. Einer der ersten Bilder, die mir angezeigt wurden, erkannte ich sogar. Es handelte sich um einen Nachbarn. Schwupps, das ergab ein Match. Doch zu früh gefreut. Keine 10 Minuten später hatte dieser Herr es kommentarlos aufgelöst. Ich blieb sitzen auf meiner Frage warum, aber saß gerade noch beim Frühstück bei einer Freundin. Da hatte ich keinerlei Grund Trübsal zu blasen. Ich gab noch nicht auf, wertschätzendere Kontakte bald zu knüpfen.

 

Vom Gedanken an einen Kuss

Tage später saß ich ihm, nennen wir ihn überschwänglich, liebevoll mal Superman, gegenüber. Er sah so aus wie auf den Fotos, ideal gewachsen, bereit mir ehrlich und auf Augenhöhe zu begegnen. Während wir uns voll der Neugier ansahen, verspürte ich mehr als einmal den Impuls, ihn sofort umarmen zu wollen, so schnell mochte ich ihn auf unerklärliche Weise. Ich war mehrfach versucht, ihn wie zufällig am Knie zu berühren. Wir hätten Jugendliche sein können, die sich über Gott und die Welt unterhalten mit nur ein paar Münzen in der Tasche, die wir oder besser gesagt er FÜR UNS in einen Pfefferminztee nach dem anderen investierte. Es mutete mir in dem Fall besonders an, sich zur Teatime zu treffen, mich im Dialog mit diesem Mann als Frau zu spüren, vor einem Mann, auf den ich – was selten bei mir vorkommt – auch körperlich reagierte in sehr angenehmer, erfreulicher, vielversprechender Art. In seiner Nähe taute und blühte ich innerlich auf. Ich liebte es sofort, wenn wir uns direkt in die Augen sahen. Fast gleichalt gefühlvoll, ehrgeizig, tierlieb, großzügig, steten Herausforderungen trotzend verbindet uns so einiges. Was uns trennt, nahm ich anfangs nur subtil wahr, doch genug um einen Kuss abzuwehren, zu dem es bei der Verabschiedung aufgrund der wechselseitigen, frühen Zuneigung andernfalls auf jeden Fall gekommen wäre.

Aus den Augen aus dem Sinn?

Männer und Frauen kommunizieren anders – ich als hoffnungslose Romantikerin und Schreiberling besonders, wenn ich verliebt bin oder es vermute zu sein, fokussiere Gefühle und gebe Gas mit eher übergroßer Wortvielfalt. Hat es bei mir ernsthaft „gefunkt“ investiere ich Gefühle, die ich dann außergewöhnlich freigiebig teile und nehme in Kauf, dadurch mehr verletzt zu werden als jemand, der es lieber „langsamer“ angehen lässt. Doch, weil ich so bin, erwarte ich diese expressive, leidenschaftliche Eigenschaft nicht automatisch bei meinem Gegenüber, der vom Naturell viel weniger schnell in Gefühlswallungen gerät und viel Zeit beanspruchen möchte, um sich sicher zu sein, falls er sich zu gefühligen Offenbarungen hinreißen lässt. Ich bevorzuge sogar (weil komplementär?) diese souveräneren, stilleren, einfach rationaleren Charaktere, die einfach vorsichtiger gestrickt sind. Was für mich zählt, das ist der verlässliche Kontakt. Ich meine im persönlichen Dialog zu bleiben, ehrlich, vertrauensvoll, treu. Superman oder war er es doch nicht, bereitete es – während wir uns nur hörten und lasen – zunehmend Unbehagen, wie verletzbar ich mich darbot, indem ich 1000% Gefühl in unser Miteinander legte, was für ihn unfassbar war. Schließlich hatten wir doch erst ein einziges, wenn auch sehr angenehmes Date.

Warum ich schließlich kapitulierte


Wir wollten uns beide vor seinem Urlaub wiedersehen. Das war das Einzige, worauf ich mich fest stützte, die Gewissheit meine Gefühle, unsere Gefühle bei nächster Gelegenheit überprüfen zu können fern der Chatkulisse oder via Telefonverbindung. So viel Bestätigung war mir wichtig. Ich war glücklich, bis … er wohl als Reaktion auf etwas, dass ich in ihm berührt hatte, unvermittelt schrieb, dass er nachgedacht habe. Meine Alarmglocken schrillten. Ich las nur noch jedes zweite Wort. Panik egriff mich, ein fieser und noch anhaltender Herzschmerz überwältigte mich blitzartig. Es lag am Stichwort: „andere Frau“, die er unangekündigt gestern gedatet hatte und schon länger kenne. Mir war schlecht. Ich fühlte mich zu schnell hinterrücks ersetzt. Er unterstrich glaube ich noch, dass er mich mag. Ich sah schon nur noch verschwommen, versuchte „erwachsen“ zu reagieren. Ursprünglich wollte ich doch, wenn es mit der Liebe zwischen uns nicht klappt, mit ihm befreundet bleiben. Aber unter den Umständen? Ich war augenblicklich nur im Stande, ihm mit dieser anderen Frau Glück zu wünschen, mich anständig zu verabschieden und vor dem Bewusstsein, ihn vergessen zu müssen, unsere Nachrichten, sowie seine Nummer zu löschen. Danach stand ich unter Schock.

Bloggen macht glücklich?


Ja, definitiv. Als ich frühmorgens wach wurde, kitzelte es mir in meinen Fingerspitzen. Ich wusste, dass ich diesen Schmerz, diese Schmach besser verdauen würde, wenn ich versuche das Beste, daraus zu machen, indem ich darüber schreibe.

So entstand dieser persönliche Blogartikel. Indem ich über meine Erfahrung schreibe, wünsche ich mir, nachdenklicher zu stimmen, zu sensibilisieren. Gleichzeitig befreit es mich, diesen Liebeskummer in Folge meines Tinderexperiments zu teilen. Am Wochenende wird Teil 3 der Swipe Night freigeschaltet. Ob es wirklich zum Meteoriteneinschlag kommt? Danach werde ich Tinder löschen, denn ich möchte nicht mehr suchen, bangen, hoffen.

Hattet Ihr mehr Glück bei Tinder?

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