Seine Werke sind unheimlich, herausfordernd selbstreflexiv und traumhaft schön
Es ist sein 2015er Jahrgang, der umfasst 25 großformatige Gemälde gemalt mit Öl auf Leinwand. Jetzt bis Januar 2016 präsentiert die SCHIRN seine nie zuvor veröffentlichten Werke, die zeigen: Frühere Techniken warf er über Bord. Künstlerisch auf neuen Pfaden erschloß er die Abgründe des menschlichen Seins, nicht als Richter. Daniel Richter ist und bleibt Maler, einer der erfolgreichsten.
Innenstadt. „Wahnsinnig viele Leute!“, staunt Daniel Richter, dessen neueste Werke gleich in der SCHIRN öffentlich Premiere feiern. Erwartungen sind gleichermaßen groß wie die Vorfreude der Museumsbesucher. Immerhin handelt es sich mit Daniel Richter, um einen deutschen Maler-Millionär, als Maler-Star wird er auch bezeichnet.
Katharina Dohm, die Kuratorin der SCHIRN, begleitete den Künstler die letzten zwei Jahre. In Funktion „Druck aus zu üben“, beobachtete sie die Entwicklung der neuen Ausstellung: „Hello I love you“. Seine Arbeitsweise beschreibt sie als ein „Arbeiten gegen die Routine zur Weiterentwicklung und zur Wahrheitsfindung“. Konturen seien oft nicht voneinander zu unterscheiden zugunsten beabsichtigter, bisweilen „quälender“ Reduktion. Übrig bleibe eine Versinnbildlichung voyeuristischer oder erotischer Stoffe.
Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth erkennt in seinen Bildern Bezüge zur Gegenwart und erklärt: Das Malen sei für Daniel Richter eine Form des Denkens. Max Hollein, der Direktor der SCHIRN, spricht von „visueller Verdichtung“, von kraftvoller und ausdrucksvoller Malerei mit Sog-Effekt.
Herausfordernder Vorgeschmack
Daniel Richter: „Der Koch soll ein Meister sein. Die Frage aber ist, schmeckt das Ganze? In diesem Sinne sage ich analog und nicht symbolisch: Guten Appetit!“, wünscht er.
Dann eröffnet Max Hollein die frische Ausstellung. Hungrig nach seiner Kunst drängt das dicht versammelte Museumspublikum die Treppen zu den beiden Ausstellungssälen empor.
Was „Hello I love you“ bedeutet?
„Es ist egal, wen ich liebe, ich will geliebt werden„.
Dieses Bedürftnis dürfte ihn mit Milliarden anderer Menschen verbinden.
Lauter erste Eindrücke
1. „Was ich hier sehe, sprengt das Auge. Du weißt gar nicht, wo Du hinschauen sollst.„
2. „Phantomhafte Gebilde, wie Figuren, die aus Träumen entspringen.„
3. „Wie vom Winde verwehte Farben und Formen …„
4. „Plakative, schwere, symbolhafte Figuren …„
5. „Die Spaltenhaftigkeit erzeugt Räumlichkeit.„
6. „Handelt es sich um Schatten, Landschaften oder Menschen?„
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Text: Anja Zörner, Fotos: Ernst Stratmann